Während die Medien und damit die Menschen in Europa Lesbos vergessen oder verdrängt haben, ist die Situation der Flüchtigen auf Lesbos schlimmer denn je. Das Nachfolgelager von Moria, Kara Tepe gleicht einem bewusst, so schlecht wie möglich, geführtem Gefängnis. Das Lager ist zum Jahreswechsel 2023/24 mit 4.500 Menschen völlig überbelegt. Statt 8 Menschen leben oft 16 in einem Container. Es gibt kaum funktionierende Heizungen, viel zu wenig Toiletten und Duschen und diese meist nur mit kaltem Wasser. Ohne die Hilfe der Einheimischen und einiger NGO‘s wären die Menschen inzwischen verhungert. Viele sind krank. Außer den üblichen Erkältungskrankheiten, chronischen Schmerzen und Depressionen leiden infolge der katastrophalen hygienischen Verhältnisse viele unter der Krätze.

Eine Toilette müssen sich 90 Menschen, eine Dusche – aus der nur kaltes Wasser tröpfelt – 200 Menschen teilen. Seife, Handtücher, Zahnpasta sind absolute Mangelware. Für die Tausenden im inoffiziellen Lager, in welches das „Kernlager“ übergeht und das sich in die Olivenhaine der Bauern erstreckt, gibt es überhaupt keine Dusche.
Trinkwasser und Nahrung –– dafür stehen sie mit Essensmarken dreimal am Tag bis zu anderthalb Stunden in einem eingezäunten Korridor an, umgeben von Polizisten mit Schlagstöcken. Folteropfer und Menschen mit Gefängniserfahrungen werden beständig aufs Neue traumatisiert.
So beschreibt Franziska Grillmeier in ihrer Dokumentation, „ die Insel“ Anfang 2023 die Lage auf Lesbos.


Seit Jahren unterstützen wir immer wieder die griechische NGO Stand by me Lesvos . Sie organisiert einen Kindergarten, eine Sprachschule, verschiedene Ausbildungskurse und einen Schachclub.
Sie können mit dem Stichwort “Lesbos” mithelfen.

Aber auch wenn die Menschen es von den Inseln aufs Festland geschafft haben, wird es nicht besser. Solange sie auf ihre Registrierung warten, haben sie ein Anrecht auf ein Bett in einem der überfüllten Lager und auf eine karge Mahlzeit. Medikamente oder Hygieneartikel müssen sie schon selbst kaufen. Markttagen sind besonders beliebt. Da sammeln sie zusammen mit den registrierten Flüchtlingen die Reste. Registrierung bedeutet keinerlei weitere Hilfe vom Staat ohne Chance auf Arbeit bei der hohen Arbeitslosigkeit. Wir finanzieren seit Jahren die medizinische Versorgung in zwei Lagern bei Thessaloniki. Mauricio kümmerte sich um die Menschen, organisierte immer wieder medizinische Hilfe und gründete das Casa Base, eine Zufluchtsstätte für junge Mädchen und Frauen. Nach seinem plötzlichen Tod Ende 2023 konnten wir zunächst immer wieder vorübergehend Freiwillige für das Casa Base finden, das von Naomi weiter geführt wird. Anfang Januar konnte Dank einer gezielten Spende auch wieder eine große Nahrungsmittelverteilung bei Naomi erfolgen.Für Ende Januar ist unsere nächste Reise geplant, um selbst wieder medizinisch in den Lagern zu helfen. Naomi haben wir bereits die Übernahme der Hälfte des Gehaltes für eine feste Angestellte für das Casa Base zugesagt. Wir danken allen Spendern, die das möglich machen. Stichwort: Casa Base

Khalil Kermani