Tiafi

Zum Abschluss unserer Türkeireise haben wir natürlich Tiafi in Izmir und unsere Schule im syrischen Flüchtlingslager besucht.

Die Geschichte von Tiafi begann mit dem Beginn der Flüchtlingswelle. Ende 2015 hörten wir bei unserer Arbeit auf Lesbos und Chios von den schrecklichen Verhältnissen auf der türkischen Seite der Ägais und begannen als erste NGO in den Ruinen bei Çesme zu arbeiten. Dort wurden die Menschen abgesetzt und warteten ohne Decken, Matratzen oder Nahrung meist mehrere Tage auf ihre oft gefährliche Überfahrt. Dort lernten wir auch Iris und Ali kennen. Ali hatte Imeçe gegründet und kümmerte sich um die Wartenden. Iris hilft uns seitdem während unserer Einsätze bei unserer Webseite und bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern an die vielen in der Türkei verbliebenen Menschen. In Alis Café beschlossen Ann, Markus und seine Frau Betül von den 3 Musketieren und Birnu ein Aufnahmezentrum für diese Menschen in einer alten Fabrik in Izmir zu gründen. Schnell wuchs das Zentrum, auch wenn sich die Wege der Gründer nach 2 Jahren trennten. Wir halfen mit bei der Unterstützung von besonders Bedürftigen sowie einzelner Projekte. Während wir zu Beginn insbesondere die Physiotherapeuten finanzierten, wird inzwischen Tiafi hauptsächlich von Avicenna finanziert und organisatorisch mit betreut. Möglich ist dies nur nur durch die Unterstützung großzügiger Spender, unter anderem durch die Vermittlung von „Refugees on the Road“ aus Köln.

Das Informationszentrum
18.000 Follower hat Tiafi inzwischen auf Facebook. 9.000 Familien, 50.600 Menschen sind registriert und haben bereits Hilfe erhalten. Jeden Monat erhalten zwischen 700-1.000 Menschen Beratungen oder Unterstützung bei der Registration, im Krankheitsfall oder anderen Notfällen.

 

Die Physiotherapie
Vier Physiotherapeuten betreuen inzwischen in zwei Räumen 94 Kinder zur Zeit, die meisten kostenlos. Die registrierten, meist syrischen Kinder erhalten eine Unterstützung für 12 Behandlungen pro Jahr von der IOM. Es sind vor allem gelähmte Kinder mit Cerebral Paresen, Spina bifida oder Kriegsverletzungen, die sonst keine Behandlung erhalten hätten. Mohammed zeigt uns stolz seine zahlreichen Videos von Kindern, die zu Beginn weder krabbeln noch greifen konnten und durch die Behandlungen lernten, alleine zu gehen oder zu essen. Viele konnten wir auch mit Prothesen versorgen oder bei Bedarf ihre Familien unterstützen. Natürlich möchten alle Mütter ihr Kind von uns untersuchen und behandeln lassen. Und die Physiotherapeuten sind begierig neue Behandlungsmethoden kennen zu lernen. Interessierte Therapeuten sind herzlich eingeladen ihr Wissen und Ihre Unterstützung einzubringen. Das nächste Hotel ist in Fußweite oder in wenigen Minuten mit dem Bus zu erreichen.

Berufsausbildung
Wir kommen zeitgerecht um den stolzen Absolventen des Handy Reparaturkurses ihr Abschlusszeugnis zu überreichen. 12 Frauen und Männer haben in 6 Monaten gelernt Handys zu reparieren. Viele der vorherigen Schüler haben inzwischen ihre eigene Werkstatt und können sich und ihre Familien damit ernähren.

In einem anderen Raum sehen wir 24 Frauen bei ihrer Ausbildung zur Friseurin und nebenan 22 Frauen bei ihrer Ausbildung zur Schneiderin. Auch hier wird von vielen berichtet, die sich damit inzwischen ihren Lebensunterhalt finanzieren. Aber auch die psychische Seite spielt eine große Rolle. Endlich seien sie nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen und sehen wieder einen Sinn in ihrem Leben, berichten die Menschen.

Auch der Computerkurs sowie die Sprachkurse erfreuen sich regen Zuspruchs. 80 Frauen und 44 Kinder lernen zur Zeit türkisch.

Für die Kinder gibt es zusätzlich Spiel- und Malkurse sowie seit kurzem eine Spielterrasse auf dem Dach.


Erdbebenhilfe
12.000 obdachlos gewordene Menschen wurden in den drei Monaten seit dem Erdbeben nach Izmir gebracht. 4.200 davon wurden von Tiafi versorgt. 890 Familien und 2.040 Kinder bekamen Matratzen und Decken, Nahrung und Hygieneartikel.

 

Unsere Schule im Flüchtlingslager
Gleich zu Beginn unserer Arbeit in der Türkei hörten wir auch von Tausenden von Syrern, die in inoffiziellen Zeltlagern auf dem Gelände von Bauern leben und in der Saison dort arbeiten. Auch die Kinder wurden zur Arbeit eingesetzt. Eine Schule gab es nirgends. Wir engagierten einen syrischen Lehrer und später auch seine Frau. In einer Bauruine wurde ein Zimmer renoviert und seitdem erhalten im Durchschnitt etwa 60 Kinder täglich Unterricht. Bei unserem Besuch suchten wir nach einer Möglichkeit, dass unsere beiden Lehrer gleichzeitig unterrichten können und beschlossen ein weiteres Zimmer dafür zu renovieren.

Für all das brauchen wir weiterhin ihre Unterstützung.