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Eine Geschichte von syrischen Flüchtlingen

Die Geschichte beginnt in Aleppo, Syrien. Es ist das Jahr 2012, und der Krieg, der in den letzten Monaten ausgebrochen ist, hat die Stadt fest im Griff. Die Familie von Samir und Leila, zusammen mit ihren beiden Kindern, Yara und Omar, hat versucht, so lange wie möglich in ihrer Heimat zu bleiben. Doch die Kämpfe haben das Leben unerträglich gemacht. Bomben zerstören Häuser, Straßen und Schulen. Die Familie weiß, dass sie keine andere Wahl hat. Sie müssen fliehen.

Eines Nachts, als die Geräusche von Bomben in der Ferne lauter werden, packen sie hastig das Nötigste zusammen und machen sich auf den Weg zum Libanon. Die Reise ist gefährlich, sie müssen Checkpoints umgehen und Schleppern vertrauen, die oft selbst nur wenig Rücksicht nehmen. Nach tagelanger Flucht erreichen sie die Grenze, wo sie in ein Flüchtlingslager in der Bekaa-Ebene aufgenommen werden. Der Libanon ist überfordert mit den vielen Menschen, die Schutz suchen, und das Lager ist überfüllt. Doch für Samir und Leila ist es ein Ort, an dem sie ihre Kinder in Sicherheit wissen.

Die Jahre im Lager sind hart. Samir, der in Syrien als Lehrer gearbeitet hat, findet keine Anstellung. Stattdessen nimmt er Gelegenheitsjobs auf den umliegenden Feldern an, um wenigstens ein wenig Geld zu verdienen. Leila kümmert sich um die Kinder und versucht, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten, auch wenn sie in einem Zelt leben. Die Zeit vergeht, und langsam gewöhnt sich die Familie an ihr neues, bescheidenes Leben. Sie knüpfen Kontakte zu anderen Familien im Lager und helfen sich gegenseitig, wo sie können.

Doch der Frieden ist trügerisch. Im Herbst des Jahres 2024 wird der Libanon erneut von Gewalt erschüttert. Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah eskalieren, und wieder sind es die Zivilisten, die am meisten leiden. Bomben fallen in der Nähe des Lagers, und die Menschen haben Angst. Die Kinder, die gehofft hatten, dass die Schrecken des Krieges hinter ihnen liegen, müssen sich erneut mit der Realität von Explosionen und Zerstörung auseinandersetzen.

„Nicht schon wieder“, sagt Samir eines Abends zu Leila, während sie die Nachricht von einem neuen Angriff hören. Ihre Gesichter sind von Sorge gezeichnet. Sie hatten gehofft, dass der Libanon ihnen zumindest eine gewisse Sicherheit bieten würde, aber jetzt ist alles ungewiss. Sie wissen, dass sie nicht in der Lage sind, noch einmal alles zu verlieren, und doch bleibt ihnen keine Wahl. Die Familie packt wieder zusammen, diesmal nicht in Richtung einer neuen Heimat, sondern um in ein anderes, größeres Zeltlager in der Bekaa-Ebene zu fliehen, wo sie hoffen, vor den Bomben sicher zu sein.

Dort angekommen, teilen sie sich ein Zelt mit anderen Familien. Das Zelt ist überfüllt, die Nächte sind kalt, und das Essen ist knapp. Doch sie sind nicht allein. Die anderen Familien, die dasselbe durchmachen, spenden Trost und Hoffnung. Gemeinsam kämpfen sie ums Überleben, teilen das Wenige, was sie haben, und passen auf die Kinder auf, die trotz allem noch spielen und lachen.

In den kühlen Nächten der Bekaa-Ebene sitzen Samir und Leila oft zusammen, blicken in die Ferne und träumen von einem besseren Leben – einem Leben, in dem ihre Kinder nicht mehr fliehen müssen. Sie wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber sie klammern sich an den Gedanken, dass es irgendwo einen Ort gibt, an dem sie endlich Frieden finden können. Bis dahin bleiben sie stark für Yara und Omar und hoffen auf ein Ende des Krieges, das noch immer so weit entfernt scheint.

by AVICENNA Kultur- und Hilfswerk e.V.