So leben die Menschen seit über einem Jahr und der Regen zerstört nun auch noch ihr letztes Hab und Gut

 

28.12.2016

Es regnet seit drei Monaten und wohl auch noch die nächsten zwei bis drei Monate. Alles versinkt im Schlamm der küstennahen, sandreichen Erde auf der die Zelte der syrischen Flüchtlinge stehen. Die Pullover und Jacken in denen die Kinder stecken, die Matratzen und Decken, in die sich nachts die Menschen vor der Kälte verstecken, alles ist nass. Alle Nasen laufen. Alle husten und haben Rücken- und Gliederschmerzen.

Viele kennen wir vom letzten Sommer, als sie unter Hitze, Moskitos, Darm- und Hautkrankheiten von der Arbeit auf den von Chemikalien verseuchten Feldern litten. Auch viele von Ihnen kennen uns noch und begrüssen uns herzlichst. Niemand jammert oder beklagt sich. Aber man sieht die Sorgen auf ihren Gesichtern. Den Lastwagen voller Matratzen und Kleider müssen wir verstecken, damit sie ihn nachts nicht heimlich ausladen und verteilen, da es nie für alle reicht. Auch unsere Medikamente sind nach einigen Stunden aufgebraucht. Die Apotheken in der Umgebung freuen sich.

Inzwischen sind es über 20 Camps und wir schaffen es selten mehr als ein Camp am Tag zu besuchen. Über Facebook kennen sie uns schon als potato doctors, da wir meist einen LKW mit Kartoffeln und Gemüse im Schlepptau haben. Aber für den Regen haben wir noch keine Lösung. Alles, was das Leben erleichtern könnte, einschliesslich Toiletten, wird nicht genehmigt, da die berechtigte Angst herrscht, dass dann noch mehr kommen.

 

Regen und kein Ende in Sicht

Diese Frau kennen wir von unserem letzten Besuch, aber so verzweifelt haben wir sie noch nie gesehen. Sie stand reglos im Regen und war bis auf die Knochen durchnässt.

 

29.12.2016

Es regnet seit gestern so stark, dass auch die Strassen unter Wasser stehen. Ein Baby wäre beinahe aus dem Zelt weggespült worden. Erfolglos suchen wir nach einer leeren Halle für die ein bis zwei Hundert Menschen aus dem Camp an der Strasse, das am schlimmsten im Schlamm versinkt. Dann fahren wir zum Rathaus nach Adana. Der Abteilungsleiter, der uns empfängt, kann uns nicht direkt weiter helfen, da das Camp nicht in seinem Bezirk liegt. Aber seine deutsch sprechende Frau fährt mit uns und einem Angestellten zu dem zuständigen Amt. Die Welt ist mal wieder so klein: Vor 28 Jahren hat Bita’s Vater in Olpe ihren Sohn entbunden. Leider ist der zuständige Amtsleiter nicht so hilfsbereit, aber unsere neuen Freunde beim Amt lassen sich nicht entmutigen und versprechen uns morgen zu den Camps zu begleiten. Dem begleitenden Angestellten reicht das jedoch nicht und er bestellt auf eigene Faust für morgen LKW’s mit Schotter und einen Bagger.

Zum Abschluss des Tages fahren wir mit einer Wagenladung Hühnchen Sandwiches noch einmal zum Camp, um sie auf morgen zu vertrösten.

 

30.12.2016

Wie versprochen wurde heute der Kies für das Camp an der Schnellstrasse geliefert. Ein kleiner Lichtblick.