Thessaloniki – Wir arbeiten als Ärzte in den Lagern außerhalb der Stadt

Viele aus Moria und den anderen Lagern auf den Inseln sind hierhin geschickt worden. Viele kommen aber auch über den Landweg aus der Türkei und leben oft schon seit über einem Jahr hier. Insgesamt leben in und um Thessaloniki über 10.000 Flüchtlinge in etwa achtzehn Camps bzw. auf der Straße und zum Teil auch in vom Staat gestellten Wohnungen.

Bevor sie als Asylbewerber registriert werden, leben sie in Zelten in den Camps und bekommen Mahlzeiten zugestellt. Ohne Papiere haben sie kein Anrecht auf medizinische Versorgung. Nur Notfälle werden ins Krankenhaus gefahren. Diejenigen, die einen Asylantrag gestellt haben, dürfen dann in die Container und bekommen eine Geldkarte über 150 Euro für Erwachsene und 60 Euro pro Kind pro Monat. Damit müssen sie sich mit allem versorgen, Nahrung, Kleidung, Hygieneartikel, Handy, Transport und auch Medikamente. Nur eine notdürftige, ärztliche Behandlung und in manchen Lagern auch Schulunterricht bis zum 16. Lebensjahr ist kostenlos.

Sobald die Menschen in Griechenland offiziell registriert sind, bekommen sie keinerlei weitere Unterstützung. Sie müssen sich dann selbst versorgen und auch die Container verlassen. Das Gleiche gilt für die ebenfalls weit über 10.000 Flüchtlinge in Athen, die ihre vorübergehenden Wohnstätten in leer stehenden Gebäuden, die sogenannten Squads, inzwischen verlassen mussten und meist in Zelten oder auf der Straße leben.

Mit der Anerkennung bekommen sie zwar eine Arbeitsgenehmigung, aber bei der hohen Arbeitslosigkeit besteht kaum Aussicht auf Arbeit. Daher versuchen viele in den Camps zu bleiben, landen in viel schlechteren Zelten als vorher und suchen oft in den Abfällen von den Wochenmärkten nach Essen oder Ziehen von Charité zu Charity, um Essen für ihre Familien zusammen zu bekommen.

Viele warten seit Jahren darauf, ihren Familien nachreisen zu dürfen und viele bereichern weiter die Schmuggler bei dem Versuch illegal weiter zu reisen. Wie auch zuvor sind die meisten medizinischen Probleme, vor allem außerhalb der Container Siedlungen, die Folgen der Mangelernährung und der schlechten hygienischen Verhältnisse, viele Hautprobleme, infizierte Wunden und Insektenstiche am ganzen Körper, Milben, Haarausfall etc.

Wir arbeiten zusammen mit Maurizio, dem Gründer und einzigem ständigen Vertreter des QRT (Quick response Team). Er hat mit Unterstützung der griechischen NGO Naomi aus Thessaloniki eine alte Halle direkt neben einem, bewusst von uns nicht genanntem, großen Camp ausgebaut und mit ein paar jungen, ständig wechselnden, freiwilligen Helfern dort eine Oase für Frauen und Mädchen geschaffen. Dort können sie sich entspannen, lachen, malen und je nachdem, welche freiwilligen Helfer aus Europa da sind, auch lernen.

Händeringend sucht er ständig nach HelferInnen. http://www.quickresponseteam.gr/en/home-2

Wir beglichen die verbliebenen Schulden von Naomi bei der Apotheke und können mit der großzügigen Spende von Pro Humanität seine Apotheke für die nächsten Monate einrichten und füllen, so dass sowohl die staatlichen als auch freiwilligen Ärzte, wie wir, arbeiten können.

Maurizio kennt jede Familie im Camp und deren persönliche Probleme und aus seinem Lager versorgt er auch weitere Camps mit Hilfsmitteln. Während wir am ersten Tag noch vom Auto aus und auf Pappkartons in Mitten der Zelte gearbeitet haben, verbessert sich die Arbeitssituation unserer „Feldklinik“ nach dem Besuch eines Campingladens durch den Kauf einer Gartenliege, eines Campingtischs und einiger Hocker. Aber das Wichtigste, was wir den Menschen geben können, ist durch Zuwendung die Hoffnung, dass Europa sie nicht ganz im Stich lässt. Denn nach all den Strapazen bis hierher zu kommen, ist ihnen jetzt bewusst, dass sie nach der offiziellen Registrierung ganz auf sich alleine gestellt sind. Die Menschen sind am Ende des Weges nach Europa angekommen.

Die folgenden Bilder veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung von Kim Ehmer und Bastian Schertel.