Im Exarchion Park im Anarchistenviertel Athens brennt Tag und Nacht das Feuer, an dem sich die jungen Männer, die auf ihrem Weg nach Europa hier hängen geblieben sind, etwas aufwärmen. Frauen und Kinder sieht man kaum. Sie verbringen die meiste Zeit in den Unterkünften und wenn es keine Heizung gibt, unter der Decke. Zehn Unterkünfte, sogenannte Squads, gibt es zur Zeit hier im Viertel und etwa 1.000 Menschen leben darin.

Eine ist erst vor kurzem dazu gekommen und Farzad, ein Iraner, selbst ein Flüchtling, der in kurzer Zeit griechisch gelernt hat und einen Falafelstand betreibt, kümmert sich um das Haus und seine Bewohner. Farzad rief uns vor einer Woche an, mit der Bitte um Hilfe. Unsere Telefonnummer hatte er von einem jungen Syrer, der inzwischen in Holland studiert und regelmäßig nach Athen kommt, um zu helfen. NGO’s sind selten geworden und dürfen sich gemäß einer Übereinkunft mit den überforderten Einheimischen auch nicht mehr als solche zeigen und für diese neue Unterkunft fehle jede Unterstützung. Es ist ein zuvor leer stehendes Bürogebäude mit fünf Etagen für die über hundert überwiegend Frauen und Kinder.

Die Zimmer bestehen aus mit Bettlaken abgetrennten Einheiten, in denen gerade genug Platz ist für die dünnen Matratzen, die ein Nachbar gestiftet hat. Stolz zeigen die Bewohner die Dusche, die sie in einer kleinen Toilette eingebaut haben. Am Spülstein der anderen Toilette werden Kleider gewaschen und Geschirr gespült. Die Kinder scheinen sich trotzdem wohl zu fühlen. Sie freuen sich über die vielen Spielsachen, welche die Apothekerin gespendet hat, bei der wir unsere Medikamente kaufen, wie immer vor allem gegen Erkältungen und Schmerzen.

Es ist 22 Uhr und wir warten auf den LKW, der die beiden Kühlschränke, Waschmaschinen und Herde und die fünf Heizungen, für jede Etage eine, bringen wollte, die wir gestern gekauft haben. Mit ihren ebenfalls neuen Wischeimern aus dem Bazar kippen sie schon die ganze Zeit das Wasser in den Rinnstein, mit dem sie endlich die Zimmer richtig putzen konnten. Alle warten darauf, mit den neuen Herden und den neuen Lebensmittelvorräten in der improvisierten Küche zu kochen.

Und alle freuen sich auf unsere Freundin und bewährte Helferin Natascha, die Krankenschwester aus Süddeuschland. Sie hat sich gestern auf unseren Anruf hin spontan entschlossen, ihre Weihnachtsfeiern hier zu verbringen, um dann in allen Squads die Arbeit von Avicenna fortsetzen zu können.