Die Anzahl von Flüchtlingen aus dem Iran hat im letzten Jahr stark zugenommen. Während dies zu Beginn der Flüchtlingsbewegung meist Afghanen waren, die vor mehr oder weniger langer Zeit dorthin geflohen oder bereits dort aufgewachsen waren, treffen wir in der letzten Zeit immer häufiger Iraner, die durch das Wirtschaftsembargo ihre Existensgrundlage verloren haben. Fragen wir Einheimische, wie weit der Gedanke an eine Flucht in den Westen verbreitet ist, antworten sie, über drei Viertel der ärmeren Mittelschicht mache sich Gedanken über eine Flucht aus dem Land. Hinzu kommt die anhaltende Dürre, die ausufernde Arbeitslosigkeit und die fehlende Aussicht auf eine Besserung der Lebensumstände. Unsere wichtigste und häufigste Aufgabe besteht in einer Aufklärung der Menschen über die Aussichtslosigkeit und die Schwierigkeiten einer Flucht. Unsere materielle Hilfe bezieht sich auf die sozial untersten Bevölkerungsschichten, die um ihr tägliches Brot kämpfen.

Waisenkinder: Gleich zu Beginn unserer Reise haben wir uns in Isfahan mit jemandem verabredet, der aus politischen, bzw. religiösen Gründen auf unbestimmte Zeit verwaiste Kinder unterstützen möchte. Wir kaufen für Kinder von fünfzig Familien gemäß einer genauen Liste Winterbekleidung, Schuhe und Lebensmittel.

Eine Behindertenschule auf dem Land: Auf unserer letzten Reise hatten wir bei einem Ausflug in die Wüste eine Gruppe Kinder und Jugendliche getroffen, die von ihren Betreuern gefüttert wurden. Wir erfuhren, dass es sich um eine kleine Behindertenschule handelt, deren staatliche Finanzierung sich auf das karge Gehalt der Lehrer beschränkt und begannen eine finanzielle Unterstützung. Bei einem Besuch der Schule, erfuhren wir jetzt, dass durch die seit Jahren anhaltende Dürre die Eltern nicht mehr den Schulbus finanzieren können. Wir beschlossen nicht nur die Fahrtkosten, sondern auch erstmals die Kosten für eine Therapeutin, für einen neuen Trinkwasserspeicher zu übernehmen und dem Direktor ein gebrauchtes Handy zu besorgen.

Medizinische Hilfe: Auf unser gesamten Reise wurden wir auch medizinisch in Anspruch genommen. Allgemeinmedizinische Hilfe bestand vor allem in einer Beratung bezüglich der Einnahme der vorhandenen Medikamente. Vor allem Antibiotika und Antidepressiva werden wahllos und viel zu häufig und zu hoch dosiert genommen. Eine manuelle orthopädische Hilfe gibt es so gut wie überhaupt nicht. Entsprechend viel Arbeit gab es überall, begonnen bei der eigenen Familie, bei den Dorf- und Stadtbewohnern unterwegs, in Lehmhütten, auf dem Basar, am Straßenrand. Überall ließen sich Männer und Frauen gerne behandeln und waren sehr willig zu lernen, sich und ihre Angehörigen selbst zu behandeln.

Lebensmittelversorgung für die Ärmsten: Wo immer wir uns nach Bedürftigen erkundeten, wussten die Menschen uns mit zahlreichen Adressen weiter zu helfen und begleiteten uns beim Einkauf und der Verteilung von Lebensmitteln. Meistens waren es Familien, die ihren Vater verloren hatten oder Alleinstehende alte Frauen und fast immer lebten sie in schlimmeren Umständen als alles, was wir auf der Flüchtlingsroute gesehen hatten. Und gewohnt von Almosen aus der Nachbarschaft zu leben, fragten sie immer wieder nach der Herkunft unserer Hilfsmittel und waren glücklich und dankbar von unseren überwiegend deutschen Spendern zu erfahren.