Frühjahr 2019 – Deutschland Iran
Die Idee für die Benefizveranstaltung kam von Anna Pehlken, einer wunderbaren Sopranistin aus
Polen, als sie die Fotos von Bita Kermani in unserer Praxis sah. Sie und ihr Begleiter, der Pianist
Stefan Irmer, wollten Avicenna unterstützen.
Aber ohne die Organisationsarbeit ihrer Freundin, Maria Arns aus Lennestadt, die sich
unermüdlich für die Organisation und Deckung der Kosten eingesetzt hat und auch Herrn Hensel,
Präsident der IHK Siegen und seine Gemahlin, die sie für die Übernahme der Schirmherrschaft
gewinnen konnte, wäre diese Veranstaltung nicht möglich geworden.
Anlass der Veranstaltung ist eine Möglichkeit zu finden, um unsere mittel- und langfristigen
Projekte zu finanzieren. Wir möchten möglichst viele Menschen darüber informieren, dass die
Menschen, die ihren Weg in eine bessere Zukunft nicht fortsetzen können, dringend unsere Hilfe
brauchen.
Als kleine Organisation können wir nur wenige Projekte mittelfristig unterstützen, aber diese sind
gezielt und von uns persönlich Vorort ausgesucht und Ihre Spenden werden direkt und komplett in
Hilfe umgesetzt. Wir brauchen dringend Ihre Hilfe für die Fortsetzung unserer Projekte bzw. die
diese ebenfalls unterstützenden Helfer in Griechenland, der Türkei und im Libanon.
Diese Art einer Benefizveranstaltung mit Vorstellung unserer Arbeit, umrahmt von Musik und
Lesung aus den Büchern von Navid Kermani und einer Fotoausstellung mit Verkauf von
Reisebildern von Bita Kermani, hoffen wir in Zukunft auch in anderen Städten fortsetzen zu
können.
Frühjahr 2019 – Iran
Nach Jahren der Trockenheit wurden große Teile des Irans, insgesamt 23 von 31 Provinzen,
sowohl im Norden wie im Süden, von schweren Unwettern mit starken Regenfällen heimgesucht.
Mehrere Städte und mehr als 180 Dörfer wurden geräumt. Seit Mitte März kamen bereits 70
Menschen ums Leben. Fast eine halbe Millionen Menschen leben in Notunterkünften. Der
entstandene Sachschaden wird auf umgerechnet über eine Milliarden Euro geschätzt. Auf Grund
des Wirtschaftsembargos und der dadurch bedingten Wirtschaftskrise ist die Unterstützung aus
dem eigenen Land sowie dem Ausland erheblich erschwert.
Sehr viele Familien haben alles verloren. Wir kaufen direkt vor Ort in Pole Dochtar in Lorestan
Decken, Kleidung, Matratzen, Kühlschränke etc. und Spenden werden 1 zu 1 direkt ohne Abzüge
dafür verwendet. Avicenna hat dafür 5.000 Euro bereit gestellt, aber der Bedarf ist natürlich viel
größer. Wir schicken in Kürze Fotos von den Zuständen dort und den Familien, denen wir helfen.
Avicenna hat freiwillige Helfer in die Krisengebiete geschickt.
Sommer 2019 – Griechenland
Nach einem knappen halben Jahr bin ich wieder zurück in Athen. Vieles hat sich verändert und
vieles ist immer noch so wie im Winter. Noch immer leben die Flüchtlinge in den Squats (besetze
Häuser) im Anarchisten-Viertel. Nur ist die Frage wie lange noch. Die neue Regierung hat damit
geworben, die Häuser zu räumen. Und mit dieser Angst leben dort viele. Vor 2 Monaten wurden
die ersten Häuser geräumt – in einer Nacht und Nebel Aktion. Es bleibt den Menschen keine Zeit
etwas zu packen und am nächsten Morgen waren die Häuser geplündert. Deshalb bestand meine
Hilfe dieses mal auch „nur“ darin, Lebensmittel zu kaufen.
Sie wünschten sich Ventilatoren, da es in den Squats unerträglich heiß ist. Aber durch die
Ungewissheit beschloss ich, solche Anschaffungen zu unterlassen. Und mit der Hitze kommen
auch die Insekten. Die Menschen haben Stiche am ganzen Körper. Aber auch Kakerlaken und
Ratten nisten sich ein. Ganze Keller voller Kleidung mussten vernichtet werden.
Die Armut in den Straßen ist erdrückend. Nicht nur Flüchtlinge leben auf der Straße, viel mehr
Obdachlose und Drogenjunkies als noch im Winter sind zu sehen.
Ein Projekt, „Our House“ mit dem Initiator Arash, selber Flüchtling aus dem Iran, besuchte ich 2
Mal. Er lässt inzwischen von 3 verschiedenen Familien für ca. 150 Menschen täglich warme
Mahlzeiten zubereiten, die auf der Straße verteilt werden. Bevor das Essen geliefert wird, sind die
Kinder der Mittelpunkt. Mit Volunteers, z.T. selber Flüchtlinge, wird gemalt, Volleyball gespielt,
getanzt und gelacht. Ich bringe einmal Obst und Süßigkeiten mit für diese Kinder und muss,
obwohl ich es eigentlich besser weiß, zum Schluss die Lollys in die Luft werfen, da sonst nicht
nur meine Tüten kaputt gegangen wären sondern auch mein T-Shirt.
Sommer 2019 – Türkei
Die Situation ist für die meisten syrischen Familien in Izmir unverändert. Für einen Großteil der
Familien reicht es nur für das aller Notwendigste und die Anschaffung der Schulsachen nebst
Schulkleidung (in der Türkei tragen die Kinder Schuluniformen) ist für viele eine große
Herausforderung. Neben unserer monatlichen Unterstützung mit Lebensmitteln konnten wir für
viele Kinder die Schulmaterialien und/oder die Schulkleidung kaufen. In der Umgebung von
Torbali finanzieren wir weiterhin den Schulunterricht in einem syrischen Zeltlager.
Mit vereinter Hilfe wurde das Klassenzimmer komplett renoviert und ein neues Fenster konnte
auch eingebaut werden.
Herbst 2019 – Iran
In der von der Flutkatastrophe besonders betroffenen Provinz Lorestan setzen wir unsere Hilfe
jetzt mit der Unterstützung besonders mittelloser Schulkinder fort, indem wir das notwendige
Schulmaterial finanzieren.
In der Behindertenschule in dem kleinen Wüstendorf südlich von Isfahan finanzieren wir auch
dieses Jahr den Transport der Kinder zur Schule sowie die Logopädin, da auf Grund der
wirtschaftlichen Situation der Eltern der Unterricht sonst ausfallen würde.
Herbst 2019 – Deutschland
Auf einen Aufruf von uns und unser Freundin Isabel Shayani, die gerade einen Filmbericht aus
Lesbos für den WDR gemacht hat, kamen innerhalb einer Woche 2,5 Lastwagenladungen Kleider
etc. zusammen. Unser Freund Arman hat sie, z.T. mit Hilfe von Freunden, gesammelt und sortiert.
Am 22.10.2019 fährt er die erste Ladung nach Griechenland und weitere Fahrten sind geplant.
Auch die griechischen Olivenöl Spedition aus Lesbos, die bereits in der Vergangenheit für uns
kostenlos Kleidung etc. nach Lesbos transportiert hat, hat wieder ihre Unterstützung zugesagt.
Wir sammeln daher weiter Kleidung, insbesondere Kinderkleidung, Winterjacken, winterfeste
Schuhe und Decken und bitten Sie um Ihre Mithilfe.
Wir bedanken uns bei Arman Sepojan, bei Isabel Shayani und ihren Freunden und Nachbarn, dem
Malteser Hilfsdienst aus Wesseling, der Kleiderkammer von Islamic Releif, den Mitgliedern und
Freunden des iranischen Kulturvereins Divan, die Siegerländer Freunde und Bekannte sowie allen
weiteren Spendern.
Herbst 2019 – Griechenland
Die Sekunden, in denen sich Mimik, Blick, Haltung und damit verbunden die Ausstrahlung eines
Menschen verwandeln, in denen er/sie nach Monaten oder Jahren der Unterdrückung und Flucht,
die Gelegenheit erkennt und ergreift, selber mit zu helfen, prägen sich ins Herz. Ohne viel darüber
zu sprechen, finden sich direkt Helfer für den Aufbau der medizinischen Zelte, der Verteilung der
Zettel mit Nummern, der Ordnung der Menschenschlangen und beim Übersetzen. Über die Hälfte
der Campbewohner, vor allem Frauen und Kinder, finden sich zur medizinischen Behandlung im
Behandlungszelt ein.
Und als es dann darum geht, die Kleider der zahlreichen Helfer aus Deutschland an die
inzwischen fast 700 Bewohner des neuen Lagers in Korinth zu verteilen, finden unsere beiden
Kölner Freunde, Arman und Daniel, die die Kleidung hierher gefahren haben, direkt tatkräftige
Unterstützung.
Eigentlich wollten wir wieder nach Lesbos, aber Rafat und Neda von human 4 humanity, die dort
seit drei Jahren unermüdlich geholfen haben, berichteten uns von diesem neuen Lager, in dem es
noch kaum Hilfe von NGO’s gibt. Jetzt helfen sie hier, verteilen u.a. von uns finanzierte
Lebensmittel und unterstützen uns bei der Organisation der medizinischen Arbeit und der
Kleidersortierung. Die Campleitung sagte zu, beim Ministerium einen Lagercontainer zu
beantragen, in dem unsere Kleider und andere Hilfsgüter gelagert und zugänglich gemacht werden
können.
Wir sind die ersten Ärzte vor Ort und die Lage im Camp entspannt sich etwas, als die Menschen
merken, dass ihnen geholfen wird. Vielen sieht man die Unterernährung an und viele leiden unter
den Folgen der mangelnder Hygiene. Wie es weiter geht, weiß keiner.
Winter 2019 – Griechenland
Die Situation in Moria ist im Winter immer am schlimmsten. Aber in diesem Winter ist es
schlimmer denn je, weil die Bevölkerung innerhalb und außerhalb des Lagers zugenommen hat.
Ursprünglich für zweitausend Menschen geplant, leben dort heute ca. 16.000 Menschen, davon
etwa 4.000 Kinder, etwa die Hälfte im Lager selbst, die andere Hälfte außerhalb in den
Olivenwäldern. Sie leben in Zelten mit jeweils 2 bis 50 Personen. Für das Essen müssen die
Menschen jeden Tag viele Stunden Schlange stehen. Die Verteilung von Kleidung und Decken ist
schwierig, obwohl das größte NGO-Distributionszentrum Attika genug Kleidung für diesen
Monat hat und die Regierung gerade 15.000 Decken geschickt hat. Untragbar ist die hygienische
Situation. Die Toiletten sind schmutzig, die Gewalt im Lager so brutal, dass Frauen es nachts
nicht wagen, auf die Toilette zu gehen.
Winter 2019 – Bangladesch
Die Lage der inzwischen knapp eine Millionen Rohingyas in Bangladesch hat sich nicht
verändert. Lediglich die Restriktionen in den großen Lagern bei Cox Bazar haben sich verschärft.
Unter anderem dürfen kleinere NGO‘s nicht mehr in das Lager. Trotzdem haben unsere Freunde
vor Ort es geschafft, weitere Nahrungsmittel zu verteilen.
In Kooperation mit der niederländischen NGO „movement on the ground” haben wir als Schutz
vor dem Regen für die Zelte von 1200 Menschen Abdeckplanen gekauft und planen jetzt die
Einrichtung eines Community centers.
Für den Januar haben wir Attica zugesagt, einen weiteren Lieferwagen mit Kleidung zu schicken.
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