Zur Situation:

Nach den Regelungen der neuen griechischen Regierung (seit 2019) sind sowohl Menschen ohne Papiere als auch AsylbewerberInnen und anerkannte Flüchtlinge vom griechischen staatlichen Gesundheitssystem ausgeschlossen, sie werden nur noch notbehandelt und Medikamente und Therapien müssen sie ganz selbst bezahlen. Das heißt in unserem Fall, dass den staatlichen Gesundheits-Stellen in den Camps keine eigenen Mittel für den Kauf von Medikamenten zur Verfügung gestellt werden. Ebenso fehlt es an Verbandszeug und an Schutzmitteln wie Handschuhen und Masken und an Ausstattung.

Diese Regelung ist für alle Personen, aber ganz besonders für chronisch Kranke und Menschen mit akuten Krankheiten gänzlich untragbar.

Das nationale Gesundheitsministerium (EODY) in den Camps in Thessaloniki beschäftigt Ärzte und Krankenschwestern und ist montags bis freitags für jeweils 4 Stunden geöffnet (10.00 bis 14.00Uhr, jedoch an Feiertagen und oftmals auch für Stunden geschlossen). Es wird nur das Nötigste untersucht und der Patient bekommt ein Rezept für Medikamente. Frauen und Mädchen lassen sich in der Regel nicht untersuchen von den männlichen Ärzten. Kinderärzte gibt es kaum. Das Die Ausrüstung ist derart minimalistisch, dass es an Grundausstattung wie z.B. einer einfachen Babywaage fehlt. Die von der Troika auferlegten Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor während der Wirtschaftskrise haben ganz besonders für die Gesundheitszentren der Flüchtlingslager verminderte Leistungen und Ausstattung zur Folge.
Die Covid 19 Restriktionen und Ausgangsverbote für die Camp-BewohnerInnen waren und sind für alle Camp-BewohnerInnen sehr belastend und haben noch einmal mehr die Bewegungsfreiheit eingeschränkt und Ängste geschürt.

Maßnahmen:

Die gute Zusammenarbeit vor Ort unserer Partnerorganisation NAOMI mit den Teams in den EODY (Flüchtlingscamps), mit den QRT Mitarbeitenden und den Ärztinnen von Medical Volunteers International e.V (mit Sitz in Hamburg) hat es ermöglicht, dass Medikamente und Verbandszeug für Asylbewerber und Anerkannte von NAOMI zur Verfügung stehen und dass gezielt und effektiv Medikamente durch alle Beteiligten eingesetzt werden konnten. Deren attestierte Einnahme wurde möglichst überwacht. Das erwies sich besonders bei psychisch Kranken und bei Menschen mit großen Schmerzen wirkungsvoll. Denn eine regelmäßige Einnahme ist eine Voraussetzung einer Therapie.
Es ist unser Ziel, dass die Menschen sich von den geringen finanziellen Hilfen, die ja zumindest AsylbewerberInnen bekommen, ausreichend und gesund ernähren können und keine Mittel für Medikamente einsetzen müssen. Und dass die Versorgung mit den attestierten Medikamenten weitgehend gesichert ist.

Die Aufrechterhaltung dieser Maßnahmen erfordert Ihre Hilfe. Wir haben schon oft selbst als Ärzte dort gearbeitet, finanzieren einen großen Teil der medikamentösen Versorgung und versuchen jetzt vor Ort eine Kinderärztin mit entsprechendem kulturellem und sprachlichen Hintergrund fest zu engagieren und eine mobile Untersuchungseinheit einzurichten, mit der die einzelnen Camps angefahren werden können. Unser nächster eigener medizinischer Einsatz ist für Anfang Oktober geplant.