Im Südosten der Türkei, etwa eine Stunde entfernt von Adana fährt man an Zeltlagern mit Flüchtlingen vorbei, wie im Herbst letzten Jahres auf Lesbos. Es sind Menschen ohne Heimat und ohne Aus-weg.

Hier leben einige Tausend Syrer z.T. seit zwei Jahren in improvisierten Zeltlagern. Zu Erntezeiten arbeiten sie für die Bauern, denen das Land gehört. Als Lohn bekommen sie Wertmarken, mit denen sie etwas von der Ernte der Bauern abkaufen können und alle sechs Monate gerade soviel Geld wie zum Beispiel das Zelt aus Plastikplanen kostet, das sie ebenfalls beim Bauern kaufen müssen. Es gibt Wasser, das von vielen getrunken wird – mit entsprechend viel Darm- und Hautkrankheiten – und Strom, der über lose Kabel geleitet auch schon Mal für einen Fernseher genutzt wird. Sanitäre Anlagen beschränken sich auf ein selbstgegrabenes Loch im Boden hinter einem Plastikvorhang, niemand beseitigt den Müll.

Insgesamt 3 Mal gab es Lebensmittellieferungen in den zwei Jahren, sagte man uns in einem Lager. Zwei davon waren von uns und eine von einer italienischen Hilfsorganisation.

Unser syrischer Freund Tamer begleitet uns und übersetzt für uns bei der medizinischen Erstversorgung. Zum Glück gibt es wenig schwere Krankheiten und die Menschen tragen ihr Schicksal mit Würde. Es wird gelacht, Tee gereicht und man lädt uns zum Essen ein.

Natürlich gibt es keine Schule, aber Tamer wird jetzt mit den Spendengeldern von Avicenna zunächst für das grösste Lager ein Schulzelt kaufen, in dem eine ehemalige Lehrerin die vielen Hundert Kinder unterrichten wird. Auch weitere Lebensmittellieferungen haben wir über Tamer veranlasst und ihm unseren nächsten Besuch in einigen Wochen, wieder zusammen mit dem Sanitäter Matthias aus der Nähe von Dresden und Iris unserer ständigen Helferin aus Çeşme, versprochen.

Tamer selbst lebt auf der türkischen Seite der Grenze zu Syrien und widmet sich zusätzlich einem Lager auf der syrischen Seite der Grenze, in dem 750.000 Menschen leben. Sie haben zwei von zwanzig Waisenkindern, die sie betreuen, adoptiert und versorgen die in Homs eingekesselten übrigen Familienmitgliedern mit Geld, damit diese sich z.B. für umgerechnet 20 Euro eine Packung Babynahrung oder ein Kilo Reis kaufen können. Sorgen bereitet ihm auch die Zukunft seiner Kinder. Sie dürfen nicht in türkische Schulen, nur in qualitativ minderwertige Schulen für Syrer und später dürften sie auch nicht studieren.

Wir versprachen ihm auch bei der Unterstützung der Waisenkinder zu helfen, insbesondere durch die Suche nach Paten.